FAQ

Wer bist du?

Ich bin Lasse Stolley, 18 Jahre alt und komme ursprünglich aus Fockbek in Norddeutschland. Bis zu meinem Realschulabschluss im Sommer 2022 war ich Schüler an einem Gymnasium. Seit dem 8. August 2022 lebe ich im Zug.

Warum bist du in den Zug gezogen?

Ursprünglich plante ich nach meinem Realschulabschluss eine Ausbildung als Anwendungsentwickler zu beginnen. Als diese kurzfristig abgesagt wurde, musste ich einen neuen Plan entwickeln. Ich erinnerte mich an eine Reportage über jemanden, der 2017 ein Jahr lang im Zug gelebt hatte. Dadurch kam mir die Idee, dasselbe zu tun, und ich vertiefte mich immer mehr in diesen Gedanken. Die Jahre zuvor waren durch die Corona-Pandemie geprägt, und gerade deshalb verspürte ich einen starken Reisedrang. Auch die Freiheit, jeden Tag aufs Neue entscheiden zu können, wohin die Reise geht, gefiel mir. Nicht einmal zwei Wochen, nachdem die Idee entstanden war, kaufte ich mir meine erste BahnCard 100 und bezahlte damit sozusagen meine Miete für die kommenden 365 Tage. Am 8. August 2022 begann ich dann mein Leben im Zug.

Wie waren die ersten Wochen?

Die ersten Wochen meines Lebens im Zug waren sehr herausfordernd und von Schlafmangel, verpassten Zügen, Selbstzweifeln und Stress geprägt. Kaum etwas lief so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Teilweise fragte ich mich, ob die Entscheidung richtig war. Doch ich gab nicht auf und versuchte, mich, meinen Schlaf und meine Ausrüstung zu optimieren. Trotz allem besuchte ich alle paar Tage meine Eltern zu Hause und ruhte mich dort für ein oder zwei Nächte aus, bevor es wieder weiterging. Mit der Zeit lernte ich neue Freunde über die Bahn kennen. Einer von ihnen gab mir den entscheidenden Tipp, mich nachts mit einer Luftmatratze in die Gepäckregale zu legen und so zu schlafen. Zuerst war ich skeptisch, aber ich probierte es aus. Zuvor schlief ich nicht gut im Zug, aber mit dieser neuen Methode schlief ich nun mindestens genauso gut wie zuvor in meinem Elternhaus. Ab diesem Zeitpunkt ging es nur noch bergauf.

Wie kann man sich dein Leben im Zug vorstellen?

Ein typischer Tag beginnt bei mir mit der Ankunft eines Nacht-ICE in einer größeren deutschen Stadt, wo ich dann zunächst in die DB Lounge gehe, um zu frühstücken. Diese Lounges befinden sich in größeren Bahnhöfen, und dort kann ich kostenlos essen und die Wartezeit auf den nächsten Zug überbrücken. Anschließend fahre ich meist weiter zu unterschiedlichen Zielen. Das können zum Beispiel die Ostsee, die Alpen oder einfach nur die nächste Großstadt sein. Auf der Fahrt dorthin arbeite ich unterwegs am Laptop. Mal bleibe ich an diesem Ort länger, mal aber auch nur ganz kurz, bis ich zum nächsten Ort weiterfahre. Gegen Abend fahre ich wieder zu einem größeren Bahnhof, esse dort zu Abend in der DB Lounge und warte auf meinen Nacht-ICE, um schlafen zu gehen.

Was ist das besondere an diesem Leben?

Das Besondere an meinem Leben im Zug ist die Freiheit. Die Freiheit, jeden Tag aufs Neue entscheiden zu können, wohin die Reise geht, bedeutet mir sehr viel. Es ist aber auch die Abwechslung, die damit einhergeht. Morgens frühstücken in München, Mittagessen in Berlin und zum Abendessen nach Hamburg. Das macht dieses Leben möglich.

Wie funktioniert das Soziale Leben?

Bei meinem Leben im Zug treffe ich täglich neue Menschen. Mal ist es nur ein kurzes Gespräch, aber einige Begegnungen wurden im Laufe der Zeit zu engen Freundschaften. Viele meiner Freunde sind ebenfalls reisebegeistert und haben eine BahnCard 100. Oft trifft man sich für eine gemeinsame Fahrt oder auf einen Kaffee in der DB Lounge. Ich fühle mich so alles andere als einsam.